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Zwei Socken übereinander tragen?

Funktioniert das Doppelsocken-Prinzip?

Kann das Prinzip „Zwei Socken übereinander tragen“ eine Lösungsstrategie für die Vermeidung von Blasen an den Sportlerfüßen sein? Und was ist der Unterschied zu herkömmlichen Socken, die nur aus einer Sockenschichten bestehen?

Um das Auftreten von Blasen an den Füßen zu vermeiden, muss die Reibung an der blasengefährdeten Stelle merkbar reduziert werden. Das funktioniert, indem man die gefährdeten Stellen an den Reibungspunkten „glatt macht“. Ist die Reibung auf ein Minimum gebracht, nehmen auch die Scherkräfte zwischen Fußknochen und Haut ab. Mit dem Ergebnis: keine Verletzung des Bindegewebes und dadurch keine Blasenentstehung.
Wir können die Schnittstelle „Haut gegen Socke“ durch Gleitmittel (eine sogenannte zweite Haut) glätten. Eine Standardvorgehensweise bei vielen Sportlern.

Es gibt aber noch einen anderen Weg, um Scherkräfte durch Reduzierung der Reibung auf der Hautoberfläche in den Griff zu bekommen: Dazu muss eine weitere Schnittstelle geschaffen werden und zwar „Socke gegen Socke“.

Lösung 1: Zwei Socken übereinander tragen

Indem du zwei Paar Socken übereinander trägst, hast du eine weitere Schnittstelle geschaffen: die Socke-gegen-Socke-Schnittstelle. Der Trick besteht darin, diese Schnittstelle mit entsprechend entwickelten Garnen so zu gestalten, dass der Grad der Reibung dort niedriger ist, als an den beiden anderen Schnittstellen „Haut gegen Socke“ und „Socke gegen Schuh“. Die beiden Socken gleiten zuerst übereinander, bevor sie sich an den anderen beiden Schnittstellen bewegen. Im Ergebnis wird eine weitere Reduktion der Scherkräfte zwischen Fußknochen und Haut erzielt, was ja immer unser Ziel ist.

Nylonsöcken als Unterziehsocken

Wandersocke mit Nylonsöckchen als Unterziehsocke darunter
Wanderschuh mit Frotteesocke und Nylonsöckchen als Unterziehsocke darunter angezogen.

Wir wissen aus Gesprächen mit Sportlern, dass in der Laufszene mit unterschiedlichen Zwei-Socken-Kombinationen experimentiert wird. Dabei kommen häufig dünne Söckchen (aus Nylon/Polyamid) als hautseitige 1. Sockenlage zum Einsatz. Gelegentlich sind im Handel auch sogenannte Liner-Socken erhältlich, die meist aus wasserabweisenden Materialien bestehen. Diese werden dann mit dickeren Socken aus wasserabsorbierenden Fasern kombiniert.

Elastizität, Haltbartbarkeit, Stabilität und Dehnbarkeit sind die Vorteile von Nylonsöckchen. Aufgrund ihrer „Glätte“ haben sie einen deutlich geringeren Reibungswiderstand als die Haut, an der sie anliegen. Genau diese Eigenschaft ist für uns hier am interessantesten: Aufgrund ihrer glatten Oberfläche gleiten die Nylonsöckchen sehr gut auf den darüber liegenden, gepolsterten Frottee-Socken. Dadurch reduzieren sie die Scherkräfte zwischen Haut und Fußknochen. Was allerdings nicht so optimal ist: Nylonsöckchen sind keine Funktionssocken, d.h. sie nehmen keine Feuchtigkeit auf. Ergebnis: Schwitzfüße!

Unterziehsocke von Rohner und Nylonsöckchen als Unterziehsocken
Nylonsöckchen 100% Polyamid (rechts) und eine Rohner Protector Unterziehsocke aus 100% Polypropylen (links).

Unterziehsocken aus Funktionsfasern

Wenn du etwas tiefer in die Taschen greifen möchtest, entscheidest du dich besser für Unterziehsocken, entweder aus Coolmax oder Polypropylen. Coolmax kann durch seine, um ca. 25% vergrößerte Oberfläche sehr schnell und zuverlässig Fußfeuchtigkeit abtransportieren. Dagegen zeichnet sich Polypropylen durch eine sehr gute Atmungsfähigkeit aus. Diese beiden Fasertypen sind Nylon in punkto „trocken Halten der Hautoberfläche“ weit überlegen. Trotzdem bieten auch Nylonsöckchen durch den niedrigen Reibungswiderstand das erforderliche „Gleiten“ gegen die darüber liegende Überziehsocke.

Auf Unterziehsocken aus Wolle oder Baumwolle solltest du verzichten, da beide Materialien einen hohen Reibungswiderstand besitzen und das Gleiten zwischen Unter- und Überziehsocke negativ beeinträchtigen.

Nachteil des Prinzips „Zwei Socken übereinander tragen“

Nachdem wir nun den Nutzen der Kombination „Zwei Socken übereinander“ vorgestellt haben, müssen wir auch einen ganz entscheidenden Nachteil erwähnen: Selten liegen die beiden übereinander angezogenen Socken gleichmäßig an allen Stellen an. Es kommt häufig vor, dass sich die Socken übermäßig gegeneinander bewegen, sich verdrehen oder im schlimmsten Fall sogar Falten bilden. Das liegt unter anderem daran, dass Nylonsöckchen als „one-size-fits-all“ im Handel zu kaufen sind. Doch nicht alle Füße sind gleich. Dennoch sollen die Nylonsocken auf alle Füße passen. Nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Ein weiterer Faktor ist, dass man quasi zwei gleichgroße Socken übereinander anzieht, was zu einer ungewollten Faltenbildung führen kann.

Bei speziellen Unterziehsocken sieht es etwas besser aus, da hier meist 3-4 Schuhgrößen zu einer Sockengröße zusammengefasst sind. In der Regel werden Unterziehsocken und Überziehsocken verschiedener Hersteller miteinander kombiniert. Da bleibt es nicht aus, dass die beiden Socken nicht optimal in Größe und Passform aufeinander abgestimmt sind. Was ist die Folge? Verrutschen, verdrehen und Faltenwurf. Ein Effekt, der dem eigentlichen Ziel, nämlich Reibung zu verringern, entgegenwirkt. Also muss es noch eine andere Lösung geben.

Lösung 2: Doppelsocken

Im Handel finden sich auch Socken, die von den entsprechenden Herstellern als „Doppelsocken“ bezeichnet werden. Doppelsocken bestehen meist aus unterschiedlichen Materialien in der Innenseite und der Außenseite der Socke. Allerdings sind die beiden Sockenschichten nicht voneinander getrennt, sondern miteinander verbunden. Die Funktionsweise von Doppelsocken sollte aber immer darin bestehen, dass sich die beiden Sockenlagen leicht gegeneinander bewegen können.

Herstellung von Doppelsocken

Die Herstellung von Doppelsocken ist produktionstechnisch sehr aufwändig, da hier zwei Socken in eine Doppelsocke verarbeitet werden müssen. Für die Sockenhersteller bedeutet dies, dass sich die Fertigungszeit an der Strickmaschine und die damit einhergehenden Materialkosten zwar verdoppeln, für die Doppelsocke aber kein entsprechend höherer Verkaufspreis angesetzt werden kann. Auf dem Markt für Sportsocken stehen deshalb nur wenige Sockenmarken, die Doppelsocken im Programm haben zur Auswahl.

Doppelsocken von Rywan

Der französische Sockenhersteller Rywan stellt eine breite Palette von Sockentypen her und hat auch eine kleine Auswahl von Doppelsocken in seiner Kollektion. Beim täglichen Einsatz bemerkt man aber jene Konstruktionseigenschaft, die wir bereits beim Prinzip „Zwei Socken übereinander tragen“ als nachteilig beschrieben haben. Da bei Rywan die Innensocke und die Außensocke nur an zwei Punkten miteinander vernäht sind – im Zehenbereich und am Schaftende – entsteht viel Bewegung zwischen den beiden Sockenlagen. Fazit: Nicht auszuschließender Faltenwurf.

Ein weiterer Nachteil, den wir festgestellt haben: Wenn du mal die Innensocke aus der Außensocke herausgezogen hast, bekommst du sie kaum wieder faltenfrei auf rechts gedreht. Auf dem Bild lässt sich gut die schwarze Innensocke (links) erkennen, die mit der grauen Außensocke (rechts) verbunden ist.

RYWAN Socke auf links gedreht
RYWAN Socke auf links gedreht mit Verpackung

Hersteller von doppellagigen Socken: Wrightsock

Während der Sockenhersteller Rywan nur einen äußerst kleinen Teil seiner Sockenkollektion als Doppelsocke herstellt, hat sich der amerikanische Hersteller Wrightsock seit fast 30 Jahren auf die Produktion von Doppelsocken konzentriert. Wrightsock baut eine patentierte dritte Verbindungsnaht in seine Doppelsocken-Konstruktion mit ein. Während bei anderen Doppelsocken-Systemen die beiden Socken nur im Zehenbereich und am Schaftende miteinander verbunden sind (z.B. Rywan), findet sich bei Wrightsock auf Knöchelhöhe eine 3. Verbindungsnaht, die auf dem folgenden Bild ganz gut zu erkennen ist.

Die patentierte 3. Verbindungsnaht einer Wrightsock
Die patentierte 3. Verbindungsnaht einer Wrightsock befindet sich oberhalb des Fußknöchels.

Diese dritte Verbindungsnaht erzeugt bei dem Doppelsocken-System von Wrightsock zwei „Zonen“. Zone 1 ist jener Fußbereich, der sich unterhalb der Verbindungsnaht der Socke befindet. Zone 2 wird durch den Schaftbereich der Socke oberhalb der Verbindungsnaht gebildet. Durch die Aufteilung der Wrightsock in 2 Zonen lässt sich die Bewegung der beiden Socken gegeneinander deutlich besser kontrollieren, als dies bei Doppelsocken ohne Zonenaufteilung der Fall ist.
Die Zonenaufteilung einer Wrightsock ist vergleichbar mit der Konstruktion einer Luftmatratze, die ebenso aus mehreren Kammern (Zonen) besteht. Im Gegensatz zu Einkammersystemen optimieren die Mehrkammermatratzen die Polster- und Isolierwirkung der eingeschlossene Luft.

Die dritte Verbindungsnaht bei der Wrightsock befindet sich zwischen den beiden Sockenzonen
Eine doppellagige Wrightsock kann in zwei Zonen unterteilt werden.

Die dritte Verbindungsnaht an der Wrightsock sorgt außerdem dafür, dass die Innensocke beim ausziehen nicht mit herausgezogen werden kann. Hier müssen wir erwähnen, dass der Hersteller von Wrightsock empfiehlt, Socken immer links herum zu waschen. Was wäre das für ein Ärgernis, würde man die Innensocke komplett herausziehen können und sie nicht wieder in die Socke zurückbekommen. Mit Hilfe der 3. Verbindungsnaht können Wrightsock jederzeit faltenfrei an- und ausgezogen werden.

Vorteil von Doppelsocken: Frottee zwischen den Sockenlagen

Handelsübliche einlagige Socken haben im Inneren oftmals eine „Polsterung“, die direkt an der Haut liegt und die häufig Reibung produziert. Bei Doppelsocken-Systemen mit zwei getrennten Sockenlagen ist es möglich, die an der Hautseite reibenden Frotteeschlingen (denn nichts anderes ist mit „Polster“ gemeint) zwischen die beiden Sockenlagen einzubauen. Dadurch bleibt die hautseitige Innensocke schön glatt und kann ihrer Aufgabe gerecht werden, die Scherkräfte durch aneinander gleitende Sockenlagen zu eliminieren.

Lesehinweis: Wir haben dieses Thema in dem Wissensartikel Frottee – der Teppich im Schuh ausführlich beleuchtet.

Bei dieser aufgeschnittenen Wrightsock Wandersocke ist gut zu erkennen, wie das Frottee zwischen die beiden Socken eingearbeitet ist
Die Frotteeschicht einer Wrightsock befindet sich zwischen den beiden Sockenlagen.

Doppelsocken bieten Sportlern noch einen weiteren Vorteil. Da es sich um zwei separate Socken handelt, die entsprechend verbunden sind, lassen sich die beiden Socken jeweils auch in unterschiedlichem Materialmix herstellen. Bei Wrightsock wird z.B. die Innensocke aus einer ungefärbten und ungebleichten, hochwertigen Polyesterfaser gestrickt, um mögliche Hautirritationen durch Färbemittel zu vermeiden. Auf dem obigen Foto ist die aus Dri-Wright-Polyester bestehende helle, glatte Innensocke der Wrightsock gut erkennbar.

Zusammenfassung:

Aus Gesprächen mit Händlern für Lauf- und Wanderschuhe und aus Internetforen wissen wir, dass das Doppelsockenprinzip („Zwei Socken übereinander tragen“ oder doppellagige Socken wie von Wrightsock) in der Wanderszene eine deutlich höhere Verbreitung hat, als in der Laufszene. Wanderer experimentieren schon länger mit zwei-Socken-übereinander-Lösungen und finden immer noch im Handel Nachschub für Innensocken (Unterziehsocken) und Außensocken (Überziehsocken).

Im Ergebnis stellen wir fest, dass „zwei Socken übereinander“ die Reibung und damit die für Blasen ursächlichen Scherkräfte messbar verringern. Damit sind zwei- oder doppellagige Socken den weit verbreiteten handelsüblichen einlagigen Socken überlegen. Für einen Teil der blasengeplagten Sportler wird dieser Effekt ausreichen, damit sie blasenfrei ihrem Sport nachgehen können. Wrightsock stellt sich hier aus konstruktionstechnischen Gründen, aufgrund des optimierten Materialmixes in der Innen- und Außensocke, als bevorzugte Doppelsocken-Marke heraus.

Sportler, die trotz des Einsatzes von Doppelsocken Blasen bekommen, brauchen nicht zu verzweifeln. Es gibt noch weitere Blasenvermeidungsstrategien, die dann an den Schnittstellen „Haut – Socke“ und „Socke – Schuh“ ansetzen.