Ein Loch in der Fersenbox ist noch nicht das Ende
Sicher hast du das auch schon erlebt: Während deine Sportschuhe an sich noch okay sind, hat sich ein Loch in der Fersenbox gebildet und das darunter liegende Futter zum Vorschein gebracht. Es mag tröstlich für dich sein, dass du nicht die einzige Person bist, der das widerfährt. Ein Loch in der Fersenbox ist sogar ein häufiger „Schuhtod“. Wenn dann auch noch als Folge Blasen an den Fersen dazukommen ist Schluss mit lustig. Daher gehen wir in diesem Artikel der Frage nach: Kann man ein Loch in der Fersenbox flicken? Doch zuvor müssen wir uns erst mal die Ursachen anschauen.
„Die Hälfte aller Laufschuhe bilden ein Loch in der Fersenbox aus.“
(Nordén ben Hassan von Eichis Laufladen in Kandel)
Nicht nur Sportsleute oder Outdoorbegeisterte müssen sich mit diesem Schuhproblem herumärgern, sondern auch Menschen in Alltagsschuhen. Je nach Schuhtyp, Schuhmarke und Gehverhalten kann das Durchscheuern recht schnell passieren oder sich über einen längeren Zeitraum hinziehen. Ein mit uns befreundeter Laufschuhhändler meinte zu diesem Thema, dass nach seiner persönlichen Einschätzung über 50% der Laufschuhe in ihrer „Lebenszeit“ ein Loch in der Fersenbox ausbilden.
Auch unsere Schuhe hat es bereits mehrfach erwischt und wir fragten uns, was denn die Gründe für das Durchscheuern sein könnten und ob es eine Möglichkeit gibt, ein Loch in der Fersenbox zu flicken.
Grund 1: Schuhe werden nicht aufgeschnürt
Nicht nur unter Jugendlichen ist dieses Phänomen verbreitet, es gibt auch viele erwachsene Schnürmuffel da draußen. Beim Versuch in nicht aufgeschnürte Schuhe reinzuschlüpfen, wird viel Stress und Druck auf die Fersenkappen ausgeübt. Dadurch nutzen diese sich viel schneller ab und können stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Betroffen sind vor allem die oberen Ränder der Fersenkappen. Über eine gewisse Zeit des dauerhaften Abrubbelns kommt schon mal das Schuhfutter und das darunterliegende Polster zum Vorschein.
Daher unser Rat: Schuhe richtig auf- und zu schnüren. Die Fersenkappe wird es dir danken.
Grund 2: Fersenschlupf
Problemzone Nummer Eins beim sportlichen Gehen und Wandern ist der Fersenbereich. Hat die Ferse zu viel „Spiel“ im Schuh, rutscht sie beim Gehen im Schuh auf und ab. Häufig führt diese Auf- und Ab-Bewegung zu Scheuerstellen auf der Haut bis hin zu schmerzhaften Blasen.
Ein Fersenschlupf kann mitverantwortlich sein für überschnelles Abnutzen der Fersenkappe in Schuhen. Das schnelle und ausdauernde Auf und Ab der Ferse beim Fersenschlupf sorgt für viel Reibung und kann in kurzer Zeit das Material an der Fersenkappe abnutzen.
Grund 3: Die Haglundferse
Etwa jeder fünfte Deutsche wird von Fersenschmerzen geplagt. Oft ist die sogenannte Haglundferse Verursacherin dieser Schmerzen. Bei der Haglundferse, einer optisch gut sichtbaren, über das normale Maß hinaus abweichende Form des Fersenbeins, ist ein mehr oder weniger stark ausgeprägter „Knubbel“ an der Ferse zu sehen. Dieser Knubbel ist mit dafür verantwortlich, dass mehr Druck und Abrieb auf die betreffende Stelle in der Fersenbox ausgeübt wird. Das Ergebnis dieses dauerhaften Materialstresses: Es bildet sich ein Loch in der Fersenbox.
Je ausgeprägter die Haglundferse, desto mehr Abrieb in der Fersenbox.
Grund 4: Die Schrittlänge
Menschen mit kürzerer Schrittlänge haben, wenn sie lange Schritte machen, den Druck beim Aufsetzen des Schuhs eher unter dem Fersenballen als an der Ferse. Mit der Zeit kann es daher zu Abnutzungserscheinungen in der Fersenbox kommen. Eine Lösung könnt sein, die Schrittlängen bewusst anzupassen, um Löcher in der Fersenbox zu vermeiden. Uns scheint dies keine realistisch umzusetzende Option zu sein, da es einen Eingriff in den alltäglichen bzw. gewohnten Bewegungsablauf erfordert – ein Umlernen gewohnter Bewegungen sozusagen. Der Vollständigkeit halber haben wir diesen Abriebgrund dennoch in diese Liste aufgenommen.
Grund 5: Das Schuhfutter
Die Art des verwendeten Futtermaterials im Schuh ist mitverantwortlich für die Abriebfestigkeit der Fersenbox innen. Schuhhersteller müssen hier einen Spagat machen: Auf der einen Seite müssen sie das Innenfutter an der Stelle der Ferse glatt gestalten, um das Hineinschlüpfen zu erleichtern. Auf der anderen Seite dürfen sie das Futter aber nicht zu glatt machen, damit der besockte Fuß im Schuh nicht den Halt (bzw. den Grip) verliert.
Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass sich Lederfutter als äußerst widerstandsfähig beweist, wenngleich der Ledereinsatz dafür den Preis der Schuhe in eine gehobenere Klasse befördert. Dies ist wohl mit ein Grund, warum viele Hersteller auf den Einsatz von Lederfutter verzichten.
Und nun? Können wir jetzt endlich das Loch in der Fersenbox flicken?
Nachdem wir die Ursachen für das Durchscheuern der Schuhe in der Fersenbox festgestellt haben, fragen wir uns nun: Kann man tatsächlich so ein Loch in der Fersenbox flicken und dadurch die Lebensdauer der Schuhe verlängern? Wir sagen: Ja!
Methode 1: Leder- oder Stoff-Flicken in die Fersenbox kleben oder einnähen
Diese Möglichkeit, das Leben des Schuhs zu verlängern, haben wir selbst ausprobiert. Zum Flicken können wir handelsüblichen, festen und halbwegs dicken Stoff verwenden. In Internetforen wird zwar immer wieder mal Jeansstoff empfohlen, doch um ein frühzeitiges Durchscheuern zu verhindern, ist unsere Wahl auf einen Lederflicken gefallen. Der Schuhmacher unseres Vertrauens hat ihn für uns über das Loch in der Fersenbox hineingenäht.
Ein mit uns befreundeter Langstreckenläufer, der in der Pfalz einen Laufladen führt, hat uns mit seiner eigenen Reparatur-Methode so begeistert, dass wir bei ihm im Laden ein Video aufgenommen haben. Nordén Ben Hassan von Eichi’s Laufladen in Kandel zeigt uns hier, wie er ein Stoffmaterial in den Schuh einarbeitet, das er sonst für das Beziehen von Schuheinlagen verwendet.
Ein Bezugsmaterial für Einlegesohlen wird in die Fersenbox eines Laufschuhs hineingearbeitet.
Wenn du jetzt mit dem Gedanken spielst, mit dieser Methode nicht nur die Lebensdauer deines Schuhs zu verlängern, sondern auch noch einen Schutz vor Blasen zu erhalten, müssen wir dich etwas enttäuschen. Denn die Ursache für die Blasenentstehung haben wir hiermit noch nicht ausgeräumt. Tendenziell ist aber ein Lederflicken in seiner Anti-Blasen-Wirkung einem Stoffflicken überlegen. Und das von Nordén Ben Hassan verwendete Material ist noch ein Tick besser als ein Stoffflicken. Aber keine Bange, zur Blasenvermeidung kommen wir weiter unten noch etwas ausführlicher.
Methode 2: Loch mit Klebeband („Panzerband“) überkleben
Verwende auf keinen Fall Klebebänder aus Papier oder Mullbänder bei dieser Methode. Du brauchst hier ein möglichst kräftiges Klebeband, z.B. Panzerband (Gaffa Klebeband). Je abriebfester das eingesetzte Klebeband ist, desto besser erfüllt es seine Aufgabe, dem Schuh ein verlängertes Leben zu schenken. Bitte aufpassen beim Einkleben: Vermeide Falten und Knicke, da an diesen Stellen der Fuß bei Bewegung viel Druck auf die Haut bekommt. Das kann ganz schnell zu Hautrötungen führen.
Wie du auf unserem Bild mit den abgeklebten Fersen sehen kannst, ist uns das nicht an allen Stellen gleich gut gelungen. An unserem Laufschuh haben wir gezwungenermaßen die Griffschlaufe mit einer Schere abgeschnitten. Diese Methode erachten wir nicht als geeignet, um ein Loch in der Fersenbox zu flicken.
Methode 3: Fersenhalter (auch Anti-Rutsch-Kissen oder Fersenschutz) einarbeiten
Es wird deutlich länger dauern, bis die Ferse dieses extra Material der Fersenpolster durchgescheuert hat und sich dann in das Futter des Schuhs hineinrubbelt. Der Schuh wird auf jeden Fall länger seinen Dienst erfüllen können, was ja schon die halbe Miete ist.
Leider ist auch der Fersenschutz keine Prävention für eine mögliche Blasenbildung. Die Fersenpolster sind meist aus einem Material mit hoher „Bremswirkung“ ausgestattet, was schließlich schon die Bezeichnung „Anti-Rutsch-Kissen“ vermuten lässt. Um die bekannten Scherkräfte zu reduzieren, brauchen wir ja kontrolliert eher etwas mehr Rutsch als zu wenig Rutsch.
Option 4: Blasenstopper über das Loch in der Fersenbox kleben
Blasenstopper sind blaue, selbstklebende Sticker, die im Schuh auf das Innenfutter geklebt werden, um Blasen an jenen Stellen zu vermeiden. Die Blasenstopper sind für diesen Zweck ideal geeignet, da sie durch die glatte Teflon-Beschichtung eine sehr geringe Bremswirkung haben. Diese Eigenschaft haben sie sogar auch noch unter feuchten Bedingungen, wie sie beispielsweise beim Joggen oder Wandern durchaus vorkommen können.
Blasenstopper werden wie Fersenhalter in den Schuh hineingeklebt. Da sie aber deutlich dünner sind als Fersenhalter, wird die Passform des Schuhs nicht beeinträchtigt. Zudem fällt das Hineinschlüpfen in den Schuh viel leichter, als es bei Schuhen mit eingeklebten Fersenhaltern der Fall ist.
Vorausgesetzt, die Blasenstopper wurden korrekt nach Anleitung eingeklebt und es wird nicht nass im Schuh, haben die Blasenstopper eine Lebenszeit von etlichen Monaten.
Beim Flicken von dem Loch in unserem Wanderschuh haben wir einen ovalen Blasenstopper eingesetzt – es lässt sich aber auch ganz gut der speziell geformte Blasenstopper für die Ferse benutzen. Wenn der Blasenstopper dann man nach längerem Gebrauch eine abgerubbelte blaue Oberfläche zeigt und die weiße Unterschicht zum Vorschein kommt, dann sollte er ausgetauscht werden.
Bitte bei diesen Aktionen die Anwendungsanleitung zu Rate ziehen und einem Fön bereithalten.
Blasenstopper online kaufenFazit: Es lohnt sich, das Loch in der Fersenbox zu flicken, wenn man es richtig macht.
Beschädigte Fersenkappen, die Haglundferse, die Schrittlänge, das Material des Schuhfutters und der Fersenschlupf, sind die Hauptübeltäter bei der Entstehung von dem Loch in der Fersenbox.
Das einkleben oder einnähen von Leder- und Stoff-Flicken, das abkleben mit Panzerband und die weit verbreiteten Fersenhalter sind oft kontraproduktiv, weil diese Materialen einen hohen Reibungswiderstand aufweisen und dadurch die Blasen verursachenden Scherkräfte nicht ausreichend abbauen können.
Der Blasenstopper bietet hier durch seine glatte Oberfläche doppelten Nutzen: Die Reduktion der Scherkräfte und die Abdeckung von dem Loch in der Fersenbox.
Erfahrungsgemäß kann man mit dieser Vorgehensweise die Lebensdauer der Schuhe noch einmal deutlich verlängern – der Umwelt sei Dank.