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Scherkräfte verursachen Blasen

Ein neuer Blick auf die Ursachen für die Blasenbildung

Inhalt:

  • Das Verstehen von Wärme, Feuchtigkeit und Reibung reicht als Ursachenerklärung für die Entstehung von Blasen nicht aus.
  • Scherkräfte, die zwischen dem Fußskelettknochen und der Haut im Bewegungsablauf im Schuh entstehen, sind verantwortlich für die Blasenbildung.
  • Fünf Hauptfaktoren bestimmen das Zustandekommen von Scherkräften und deren Intensität: Hautrobustheit, Knochenbewegung, Druck, Reibung und Feuchtigkeit.
  • Eine wirkungsvolle Blasenverhinderungsstrategie setzt voraus, dass die Zusammenwirkung dieser Hauptfaktoren und deren blasenbeeinflussenden Auswirkungen verstanden werden.

Die bisherige Sicht auf die Gründe, warum Blasen entstehen

Stellt man die Frage danach, welche Gründe es gibt, die verantwortlich sind für die Entstehung von Blasen, dann kommt fast immer diese Antwort: Wärme, Feuchtigkeit, Reibung.

Wärme am Fuß erzeugt Feuchtigkeit (Schweiß) und schweißfeuchte Socken erzeugen höhere Reibung, mit dem Ergebnis, dass eine Blase entstehen kann.

Aufmerksame Leser dieses Blogs hier wissen allerdings, dass Wärme, Feuchtigkeit und Reibung die Entstehung von Blasen nur höchst unzureichend erklären können.

Für Fortgeschrittene Blasenversteher: Scherkräfte als Übeltäter

Der Zentralschlüssel für das Verständnis der Entstehung von Blasen heißt Scherkraft.

Wir haben hier im Blog bereits in anderen Artikeln das Thema Scherkräfte unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.

Und weil das Verständnis der Scherkräfte so wichtig ist, hier noch einmal kurz und knapp deren „bildliche“ Beschreibung:

Im Schuh reiben Oberflächen (Schuh, Socke, Haut) aneinander. Reibung erzeugt Wärme. Wärme erzeugt Schweiß auf der Haut. Die feuchte Haut hält die Socke fest. Die dann feuchte Socke hält den Schuh fest. Alle drei Oberflächen greifen abstoppend ineinander und hindern den Fuß an der Bewegung im Schuh. Mit jedem Schritt bewegen sich die Fußskelettknochen unkontrollierbar im Fuß hin und her. In der Folge wird das Gewebe zwischen Haut und Fußskelettknochen gezerrt und gestaucht, wodurch eine Blase entstehen kann. Die Kräfte, die hier zwischen dem Fußskelettknochen und der Haut wirken, werden Scherkräfte genannt.

5 Hauptfaktoren wirken auf die Entstehung von Scherkräften ein:

Faktor 1: Hautrobustheit

Insbesondere die Haut am Fuß ist schon von Natur aus durch direkten Kontakt mit dem Boden oder Schuh anfällig für Blasenbildung.

Grundsätzlich ist die Haut am Fuß von Natur aus recht robust und kann einiges aushalten. Wird sie allerdings bei andauernder Belastung übermäßig strapaziert und überlastet, dann reagiert sie im Ergebnis durch verstärkt auftretende Scherkräfte mit Schürfstellen oder Blasenbildung.

Gängige Überlastungssituationen können lange Wanderungen, Märsche oder ein Marathon sein. Oder auch nur kurzfristig auftretende Überlastungen, wie z.B. bei einem Fußballspiel oder ein Sprint auf der Aschenbahn.

Typischerweise tendiert die etwas dünnere Haut am Fuß, wie man sie auf der Fußoberseite vorfindet, eher zu Aufschürfungen (rote Stellen), während die dickere Haut unter dem Fuß gerne zu Blasenbildung neigt.

Die Widerstandfähigkeit der Haut gegenüber diesen Blessuren lässt sich verbessern, indem man graduell und allmählich die Hautbelastung durch stufenweises Training Schritt für Schritt steigert und damit die Haut „trainiert“.

Die Reduzierung der Hornhaut auf eine dosierte schützende Dicke ist dabei ein absolutes Muss, um die Robustheit der Haut am Fuß zu optimieren. Für mehr Informationen zu diesem Thema hier klicken: Schützt dicke Hornhaut vor Blasen?

Fuß mit dicker Hornhaut - Eine Ursache für Blasenbildung durch Scherkräfte
Diese Hornhaut muss deutlich reduziert werden.

 

Faktor 2: Knochenbewegung

Die Fußskelettknochen bewegen sich bei jeder Abrollbewegung im Fuß hin und her und auf und ab. Das zwischen der Haut und dem Fußskelettknochen befindliche Gewerbe wird dabei Scherkräften ausgesetzt und damit gestresst. Je höher die auftretenden Scherkräfte, desto höher die Chance auf Blasenbildung.

Ein typisches Beispiel ist das Fersenbein, welches sich im Fuß an der Ferse in der Schuhfersenbox auf und ab bewegt und dort durch die auftretenden Scherkräfte zu Blasenbildung führen kann. Dieser Bewegungsablauf wird Fersenschlupf genannt. In diesem Artikel hier gehen wir dem Fersenschlupf auf den Grund und sprechen Empfehlungen aus, wie man ihn in den Griff bekommen kann: Blase an der Ferse durch Fersenschlupf?

Blasenentstehung
Das Fußskelett beweg sich im Fuß hin und her


Faktor 3: Druck

Druck entsteht durch das Körpergewicht und durch die Abrollbewegung vom Fuß im Schuh.

Beim intensiven Laufen kann schon mal ein Vielfaches des Körpergewichts als Druck auf das Fußskelett einwirken. Diese während der Abrollbewegung auftretenden Druckkräfte wirken nach unten, nach vorne und auch seitlich.

Viele Trainingseinsteiger oder Wiedereinsteiger unterschätzen diese auftretenden Kräfte und deren überlastende Auswirkungen. Die Überlastung tritt dann auf, wenn die Abrollbewegung nur ungenügend durchgeführt wird und dadurch das gesamte Körpergewicht mit einem Schlag auf den Fuß übertragen wird.

Hoher Druck im Vorfuß- und Fersenbereich am Fuß
Wärmebild-Visualisierung der Druckverhältnisse in einem Fuß zeigt hohen Druck im Vorfuß- und Fersenbereich

Dämpfende Abhilfe schaffen Einlagen, die der Sport-Orthopäde anpassen wird. Die optimale Passform vom Schuh ist auf jeden Fall ein Muss. Beim Schuhkauf sollten vor allem Frauen auf diesen Punkt achten, in dem sie nach Schuhmodellen Ausschau halten, die mit einem Damenleisten konstruiert worden sind. Damenleisten  berücksichtigen die weibliche Fußform.

Faktor 4: Reibung

Der Reibung kommt als Ursache für die Entstehung von Scherkräften und damit auch der Entstehung von Blasen eine zentral wichtige Bedeutung zu.

Um den Einfluss von Reibung bei der Entstehung von Scherkräften richtig einordnen zu können, muss man den Unterschied zwischen statischer und dynamischer Reibung verstehen lernen.

An der blasengefährdeten Stelle muss die statische Reibung (= schlechte Reibung) gezielt in eine dynamische Reibung (= gute Reibung) überführt werden, um die Scherkräfte frühzeitig unter Kontrolle zu bringen.

Wir haben uns in dem Artikel Gute Reibung und schlechte Reibung deshalb recht detailliert mit diesem Thema beschäftigt.

Der Artikel gibt auch konkrete Handlungsempfehlungen dazu, wie man durch „glatt machen“ auf der Haut, Einsatz von Doppelsocken und glatt machen im Schuh diese dynamische Reibung erzeugen kann.

Reibung an der Ferse reduzieren durch BLASENSTOPPER
Ein eingeklebter BLASENSTOPPER macht den Problembereich an der Ferse glatt

 

Faktor 5: Feuchtigkeit

Die Fußsohlen sind mit besonders vielen Schweißdrüsen besetzt, meist etwa 500 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter. Die Natur aktiviert die Schweißdrüsen, um dem (nackten) Fuß eine bessere Haftung auf einer Unterlage zu gewährleisten.

Eine intensivierte Bewegung erzeugt dabei durch eine ansteigende Körper- und Fußwärme auch eine höhere Schweißproduktion, weshalb Sportler meist über feuchte Füße klagen. Je nach Situation kommt dann noch Wasser als feuchtigkeitserhöhend mit dazu. Sportler, die sich kühlend Wasser über den Kopf gießen, sollten dies deshalb eigentlich unterlassen und auch Pfützen umgehen.

Die Feuchtigkeit an der Haut erhöht den Reibungswiderstand der Haut gegenüber der Socke. Vor allem dann, sobald die Socke die Hautfeuchtigkeit aufgenommen hat und dadurch selbst zum „Abbremser“ gegenüber dem Schuhfutter geworden ist.

Trockene Socken haben einen geringeren Reibungswiderstand als feuchte Socken, weshalb gerne dazu geraten wird, bei langen Touren und Läufen die Socken zu wechseln.

Funktionssocken mit gutem Feuchtigkeitstransport, spezielle Puder und Fußbalsame sind weitere Helfer, um Fußfeuchtigkeit unter Kontrolle zu bringen.

Fußschweiß besteht übrigens zum größten Teil aus Wasser und riecht in der Regel nicht. Der Fußgeruch entsteht, wenn Bakterien auf der Haut den Schweiß zersetzen. Dabei bildet sich Buttersäure, die für den stechenden Geruch verantwortlich ist. Ein weiterer Grund, Füße und Socken trocken zu halten.

Fussfeuchtigkeit reduzieren ist wichtig, um Blasen und Fußgeruch zu verhindern
Fussfeuchtigkeit reduzieren ist wichtig, um Blasen und Fußgeruch zu verhindern